Das leerstehende Gasthaus

Vom Leerstand zum sozialen Mittelpunkt.

veröffentlicht am 24. November 2023
Das leerstehende Gasthaus (indigo.)

Es ist ein Umstand, den viele Orte in Österreich gemeinsam haben. Das Gasthaus – einst zentraler Treffpunkt für Einheimische und Besucher:innen – steht leer. Zumeist mitten im Zentrum gelegen, ist das Gasthaus zum Geisterhaus georden: die soziale Funktion ist erodiert, der Leerstand offensichtlich. Das Signal an die Menschen: fatal, denn wo sonst findet das Leben statt, wenn nicht gemeinsam in der Mitte?

Zwischen 2010 und 2021 ist die Zahl der geöffneten Wirtshäuser um mehr als 25% gesunken.

Ein Bild, exemplarisch für viele: das leerstehende Gasthaus im Ort. | Foto: indigo.

Gasthäuser

Wirtshaussterben in Österreich: Seit 2010 haben mehr als 2600 Gastronomiebetriebe ihre Türen geschlossen – Neueröffnungen bereits abgezogen.

Die Realität?

„Niemand will mehr:
weder Wirt, noch Gast.“

Das Jugendhotel Carinth wird zur Silver Residence (indigo. + Identity Lab)

Status Quo | Foto: indigo.

Die Gründe für den Leerstand sind vielfältig: Möchten die Wirtsleute in Pension gehen und niemand folgt nach, ein angestauter Investitionsbedarf, der sich durch den Betrieb nicht finanziert, Regulative, die oft in den teils denkmalgeschützten Gemäuern nur mit hohem Aufwand erfüllt werden können.

Hinzu kommt ein Kulturwandel: Gäste wollen heute mehr als sonntags Kartenspielen und Frühschoppen. An die Gastronomie wird der Anspruch gestellt, Erlebnisse zu bieten und Momente zu schaffen.

Dabei sind es genau diese Erlebnisse, die heute in Form von Erinnerungen diese Orte ganz besonders machen.

Im Wirtshaus haben sich Freundschaften und Partnerschaften gebildet, sind Ehen entstanden (und auch manchmal zerbrochen) – es wurden Feste gefeiert und gemeinsam gegessen, gelacht und getanzt.

Diese Form des Betriebs ist in der Realität nicht mehr umzusetzen – Gastronomie funktioniert heute wesentlich anders als vor 20, 30 Jahren, sodass es heute neue Konzepte und Strategien braucht, um die Qualitäten in die Gegenwart zu transformieren.

Es braucht neue Lösungen: Gastronomie funktioniert heute anders als vor ein paar Jahren.

Wohnen im Alter: Mehr und mehr Aktivitäten finden heute im privaten Rahmen statt. (adobeStock)

Geänderte Nachfrage: Immer mehr Aktivitäten finden heute im privaten Rahmen statt. | Foto: adobeStock

Die Lösung?

Qualitäten von damals ins Heute bringen.

Wie soll das gehen?

Um alten Gasthäusern neues Leben einzuhauchen gibt es mittlerweile einige sehr spannende Projekte. Hervorzuheben ist ein Projekt in Hochneukirchen (Niederösterreich): Hier hat sich eine Genossenschaft konstituiert, die das Gasthaus übernommen und revitalisiert hat – und auch betreibt.

Eine Alternative ist der Blick auf den großen demografischen Kontext: Österreichs Bevölkerung altert rapide.

Anstatt betreubares oder betreutes Wohnen auf der grünen Wiese zu errichten, können Angebote im Bestand geschaffen werden: So trifft (privater) Wohnraum für Ältere auf Raum für gemeinsame Aktivität.

Jahre

Durchschnittsalter in Östereich (2021)

Jung und Alt gemeinsam: Leerstehende Gasthäuser werden zu Begegnungsorten für Generationen (adobeStock)

Jung und Alt gemeinsam: Leerstehende Gasthäuser werden zu Begegnungsorten für die Generationen. | Foto: adobeStock

Neben den sozialen Vorteilen ergeben sich auch praktisch-funktionale: der ehemalige Leerstand wird belebt, Wege verkürzen sich und Synergien – etwa durch die gemeinsame Nutzung von Angeboten wie z.b. einer Sauna – entstehen.

Aus einer verstaubten Nostalgie für das ehemalige Gasthaus entsteht somit eine Nutzung, die ein Katalysator für den gesamten Ort werden kann. So können beispielsweise freiwerdende Einfamilienhäuser von jungen Menschen übernommen, saniert und genutzt werden – was wiederum ein starkes Instrument gegen Bodenverbrauch ist.

Das besondere dieser Orte bleibt: Sie sind Raum für vielfältige Aktivitäten, wo Jung und Alt einander begegnen, lachen – und vielleicht auch tanzen können.

Martin Puller, Geschäftsführer indigo.

Ihr Ansprechpartner

Martin Puller

CEO | Commercial Services

+43 (0)1 93 46 315

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